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Bibliographische Informationen
ISBN/EAN: 9783827011572
Sprache: Deutsch
Seiten: 340 S.
Format (H/B/T): 3.4 x 21.1 x 13.4 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Pulp waren die Helden des Britpops, und niemand stolperte 1995 so schlaksig durch seine unverhoffte Berühmtheit wie ihr Sänger Jarvis Cocker. In Großbritannien gilt er heute als "national treasure": cool, stylish, charming. Doch es war ein langer Weg dorthin. Geboren im trostlosen Sheffield, gerademal untere Mittelschicht, hatte die Gründung von Pulp 1979 fast schon etwas Trotziges. Entsprechend düster waren die ersten Alben, bis sich schließlich mit der Single "Common People" alles änderte. Nie zuvor hatte jemand die Welt zwischen Kunsthochschule, rich kids, Klassenkampf und sexueller Freizügigkeit so auf den Punkt gebracht und damit die Charts gestürmt. In "Mother Brother Lover" hat Jarvis Cocker seine Songtexte aus 25 Jahren zusammengestellt, sie erzählen seine Geschichte, eine Geschichte von Aufstieg und Fall, von Sex und unmöglicher Liebe, von Widersprüchen und Verhältnissen, die bis zu diesem Zeitpunkt jenseits der Glitzerwelt des Pop lagen.

Autorenportrait

Jarvis Cocker, geboren 1963 in Sheffield, Stilikone, Sexsymbol, Frontmann der Band Pulp. Mit dem Album His'n'Hers gelang Pulp 1994 der große Durchbruch. Nach der Auflösung der Band veröffentlichte Cocker zwei Solo-Alben.

Leseprobe

Vorwort Es war nie mein erklärtes Ziel, Songtexter zu werden, seit etwa meinem achten Lebensjahr wollte ich immer nur eins sein: Popstar (das muss etwa zu jener Zeit gewesen sein, als ich zum ersten Mal den Beatles-Film Help gesehen habe). 1978 konnte ich endlich drei Schulfreunde überreden, mit mir in einer Band zu spielen, beim Nachspielen fremder Stücke stellten wir uns ziemlich ungeschickt an. Also musste eigenes Material her. Es war meine Gruppe, ich war der Sänger, also lag es auch an mir, die Texte zu schreiben. So dürfte es den meisten Songtextern ergangen sein, und auch ich befand mich in dieser prekären Lage: Man hat eigentlich keine Lust auf den Job, aber weil ein Song ohne Lyrics eben kein Song ist, bleibt einem nun mal nichts anderes übrig, als einen Text zu schreiben. Und diese 'Och Mama, muss ich wirklich meine Hausaufgaben machen?'Haltung bringt dich auch nicht weiter. Wer sich jemals in ein Aufnahmestudio verirrt, in dem nichts mehr geht, dann liegt das nicht etwa daran, dass der Drummer unter einer Drummer-Blockade leidet oder der Gitarrist unter einer Gitarristen-Blockade, nein, es ist immer der Texter, der blockiert ist. Viele der Texte in diesem Buch wurden hastig am Abend vor einer Aufnahmesession geschrieben, weil ich nicht anders konnte, als es bis zur allerletzten Minute aufzuschieben. Es ist schon bemerkenswert, dass der verständlichste Teil eines Songs, die Wörter, diese Dinger, die man täglich zur Kommunikation benutzt, von Musikern als lästige Routine und das Langweiligste schlechthin angesehen werden. Was vermutlich an der simplen Tatsache liegt, dass es bei einem Song eben nicht so sehr auf den Text ankommt. Nicht so sehr, denn man braucht ihn ja trotzdem, wie eine Art vertraglicher Verpflichtung, ein unverzichtbares Übel oder einen notwendigen Zusatz. Man nehme einen unbestrittenen Klassiker der Rockmusik wie 'Louie, Louie' von den Kingsmen. Die Lyrics dieses Songs sind dermaßen unentzifferbar, dass in den frühen 60ern sogar das FBI auf den angeblich obszönen Inhalt des Textes aufmerksam wurde und eine Untersuchung einleitete (Experten hatten solch unsterbliche Zeilen wie 'Ich spürte meinen Ständer in ihrem Haar' herausgehört). Nach einer 31 Monate dauernden Untersuchung wurde der Fall mit den Worten ad acta gelegt, dass man 'nicht in der Lage gewesen ist, irgendetwas von den Wörtern auf der Platte zu interpretieren'. Kurz gesagt: Von dem, was der Sänger da von sich gibt, versteht man rein gar nichts, und das ist vollkommen egal. Und wenn man einmal verstanden hat, dass der Text eines Songs nicht so wichtig ist, beginnt der eigentliche Spaß beim Schreiben. Wenn eh niemand drauf achtet, kannst du ja sagen, was du willst. Meine ersten Schreibversuche überschnitten sich in etwa mit meinem ersten romantischen Umgang mit dem anderen Geschlecht. Die massive Diskrepanz, wie Songs, die ich aus dem Radio kannte, von Liebesdingen berichteten, und der von mir erlebten Realität hat mich damals ziemlich irritiert (das könnte aber auch daran gelegen haben, wie ich mich dabei anstellte). Um die Dinge richtigzustellen, beschloss ich, es in meinen Texten anders zu machen und all die unangenehmen und peinlichen Situationen miteinzubeziehen. Lyrics sind für den Erfolg eines Songs vielleicht nicht so wichtig, aber sie waren mir inzwischen wichtig geworden. Immer suchte ich etwas in ihnen, was auf den ersten Blick nicht in ihnen steckte. Seit frühester Jugend liebte ich Popmusik, und nun sollte sie mit mir auch die Pubertät durchstehen - also beschloss ich, meine Pubertät eben mittels Popmusik zu dokumentieren. Daran hat sich bis heute wenig geändert: Ich suche mir ein 'ungeeignetes ' Thema und verbinde es mit einigermaßen konventionellen PopsongStrukturen stets in dem Versuch, eine Popmusik zu kreieren, wie ich sie mir in Zeiten der Not immer gewünscht hatte. Diese besondere Spannung zwischen den Worten und der Musik wurde für mich erst wied