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Neon Pink & Blue

Roman

Erschienen am 31.08.2020, Auflage: 1/2020
28,00 €
(inkl. MwSt.)

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783038670278
Sprache: Deutsch
Umfang: 272 S.
Format (T/L/B): 2.6 x 20 x 13 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

In 'Neon Pink & Blue' findet sich ein Transvestit in einem Klimasommer obdach- und papierlos am Zürisee wieder. Ohne Garderobe out the closet, ohne Badezimmerspiegel und Kostüme ergreift X ein Gefühl der Nacktheit. Geschichten zu in Frage gestellter Identität und schwer belegbarer Herkunft drängen sich ins untergehende Postkartenbild des Alpenpanoramas. '. ein wunderbares Machwerk, gemacht von Menschenhand.' Annina Haab 'Es geht um ein Dirigieren von verschwundenen oder verdunkelten Körpern, um einen Kutscher der Schatten des Körpers.' Stefan Humbel Der Autor steht für Lesungen zur Verfügung.

Autorenportrait

Christoph Schneeberger tanzte unter verschiedenen Namen auf vielen Hochzeiten. Die über Jahre an den Morgen danach entstandenen Texte aus dem Untergrund der Raves, aus dem Leben als politischer Aktivist und Drag Queen flossen in seinen ersten Roman »Neon Pink & Blue« ein.

Leseprobe

Man tanzte in der Stadt, als ginge es ums Leben. Und genau darum sei es gegangen. Kind eher künstlicher, denn natürlicher Gestalt, eine Rückgratverkrümmung mechanisch korrigiert im weichen Säuglingsknochen; sozusagen ein aufrechtes Menschlein aus Lehm, Knätt in anderen Händen. Un, deux, trois. Ein Kunststückli. Betäubungsmittel habe es derzeit keine gegeben für Säuglinge - in der Erinnerung sei diese Zeit wüst und leer. Manipulationen am lebenden Objekt seien notwendig, gar existenziell gewesen, sonst wären richtig gehen und richtig stehen, richtig liegen und richtig sitzen unmöglich vor lauter Verdrehtheit. Man tanzte aber. Um sein Leben. Vom krummen Rückgrat sei ein krummer Phantomschmerz geblieben, den man nur tief schlafend oder lange tanzend nicht empfunden. Eher untergründig unterwegs, hätten sich über die Zeit wie von selbst kleine, poetische Diseusenauftritte ergeben, in illegalen Bars, in Industrieruinen, in Kellertheatern und an privaten Künstlerinnenfesten in Abbruchhäusern mit helfender, ausgleichender, ja, zugegebenermassen korrigierender musikalischer Begleitung, meist des treuen, verspielten Phils. Dem besten Pianisten weit und breit, sein Studio gerade neben dem eigenen Atelier im stillgelegten Starkstromlabor gelegen. Sein Gesicht habe mindestens die Hälfte des Liedes gespielt, seine Hände die andere, man habe ganz eigene, aufgetakelte Wenigkeit spielen dürfen, dabei. Den Text mitsprechen, mithauchen, mitschreien, wie vermeintlich allein vor dem Badezimmerspiegel. Einmal habe man so gegen sieben Kostümwechsel an einem Abend geschafft. Und etwa zehn Lieder. Das Publikum sei der Badezimmerspiegel. Oder, tiefer gespiegelt, jener vom Kleiderschrank im Elternzimmer, in Mamas Kleidern und Schuhen. Und mit dem Nagellack des Hütemädchens aus der Fabrikkantine.